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  • AutorenbildMaria Wunder

2020 - was Corona für berufliche Änderungen mit sich brachte

Alles begann am Geburtstag meines Neffen Felix. Der erste Lockdown - COVID-19 ist in Deutschland voll und ganz angekommen und zwingt gerade uns Musiker und Musikerinnen in die Knie. Ob jeder damit gerechnet hat, dass sich diese Situation noch so lange ziehen wird und eine immense Angespanntheit für uns alle bedeutet? Jetzt, fast 11 Monate später kann ich immer noch positiv auf das Jahr 2020 zurückblicken. Auch wenn das Thema "Corona" einen immer mehr mitnimmt - doch den schwarzen Peter an die Wand zu malen ist und war noch nie mein Ding. Denn ändern tut das sichtlich gar nichts...

Vor dem ersten Lockdown war ich schwer beschäftigt. Teilzeitfestanstellung an der Musikschule Waghäusel, Lehrkraft für Elementare Musikpädagogik und Klarinette. Außerdem studierte ich im Zusatzstudium Orchestersolist an der Musikhochschule Mannheim und war in Bestform und hochmotiviert in Bezug auf die nächsten Probespiele. Ich habe viel gemuggt und mich anderweitig künstlerisch betätigt. Ich habe mein Leben als freiberufliche Musikerin und Künstlerin in Mannheim in vollen Zügen genossen.


Wie ich bereits in älteren Blogeinträgen geschrieben habe, hat mich der erste Lockdown - Gott sei Dank - nicht ganz so mitgenommen, wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen. Ich habe aus dieser schwierigen Zeit enorm viel Kraft schöpfen können und meine Kreativität und mein Ideenreichtum ist fast zum überlaufen gekommen. Home Office und Online Teaching war an der Reihe. Ich bin kurzerhand quasi wieder bei meinem Papa eingezogen - um natürlich auch Geld zu sparen - und habe dort brav meine Schüler via Zoom und Zusendung von diversem Unterrichtsmaterial versorgt. Ich hatte sichtlich Spaß an der Sache, auch wenn diese Zeit enorm anstrengend war. Kraft konnte ich Tanken, indem ich eine Art gefunden hatte, wie ich trotz fehlender, musikalischer Kontakte meiner Kreativität freien Lauf lassen konnte.


Ich habe meinen YouTube - Kanal wieder zum Leben erweckt und mit fast wöchentlichen "Just Listen - Videos" meine Familie, meine Bekannte und noch manch andere mit meiner Musik verzaubern können. Mir war übrigens gar nicht bewusst, dass das eine ganz besondere Sache für Viele war. Dies ist mir erst bewusst geworden, als meine Tante in ihrem Weihnachtsbrief 2020 schrieb, dass sie total überrascht war von der - für sie - ganz neuen Seite an mir. Natürlich habe ich davor auch massenweise positives Feedback bezüglich meiner Videos erhalten, welches mich bestärkt hat, weiterhin am Ball zu bleiben. Traurig bin ich, dass ich aufgrund der fehlenden Zeit (und auch der nicht vorhandenen Bassklarinette) aktuell keine Videos mehr online stellen kann.


Zeit hatte ich diesen Sommer nämlich einige. Auch wenn der Online-Unterricht super stressig war - die Tage im Sommer sind länger, mein Papa lebt auf dem Land - da ist es überhaupt kein Problem auch mal spät abends oder morgens noch eine Aufnahme zu machen. Außerdem konnte man sonst ja auch nicht so viel machen - ich bin also wirklich total aufgegangen in der neuen Aufgabe, die ich mir selbst gestellt hatte. Ich hoffe, dass ich bald hierfür wieder mehr Zeit haben werde.


Nun sind wir im zweiten Lockdown und ich habe überhaupt keine Zeit. Denn jetzt bin ich auf der anderen Seite. Seit September bin ich stellvertretende Schulleiterin der Musikschule Calw und lerne nun die andere Seite kennen. Jetzt sind Themen an der Reihe, die weniger erfreulich sind. Kurzarbeit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein Thema. Ich bin diesmal nicht betroffen, sehe aber jetzt aktuell welch ein bürokratischer Rattenschwanz an der ganzen Sache dran hängt. Schüler und Eltern werden immer mehr skeptisch und möchten häufiger dem Online-Unterricht entgehen. Ob es daran liegt, dass unsere Kinder und Jugendliche aktuell einfach überhäuft werden und überfordert sind mit den ganzen medialen Angeboten? Sonst hängen die meisten ja auch am Smartphone und schauen ihren Lieblings-YouTubern beim dm-haul oder plan-with-me zu, machen lustige Videos für Snapchat oder Instagram und senden eine Sprachnachricht nach der anderen an die besten Freunde..


Ich möchte mich nicht beschweren - hänge selbst oft genug am Handy. Lustige Videos mache ich immer weniger, wenn dann nur für die Familie... Was ich sagen möchte: ich erlebe den zweiten Lockdown komplett anders als den ersten. Ich bin in eine andere Rolle geschlüpft, die in vielen Dingen um einiges besser ist. Zumindest empfinde ich das aktuell so. Vieles bleibt momentan aber auch auf der Strecke, da ich nicht mehr so flexibel bin wie noch vor einem halben Jahr. Einschränkung in meiner Flexibilität - das habe ich nun gemerkt - bedeutet bei mir auch Einschränkung in meiner Kreativität. Das ist ein harter Brocken, mit dem ich momentan tatsächlich zu kämpfen habe. Doch ich bin noch nicht an dem Punkt angelangt, wo ich aufgeben werde. Ich bin noch auf der Suche. Ich suche nach dem richtigen Mittelweg, der für mich beide Dinge vereinen lässt. Denn eins ist klar. Ich gehe in meinem neuen Beruf auf. Auch etwas körperlich, da ich definitiv häufiger morgens am Schreibtisch eine Butterbrezel futter als ich es früher getan habe... aber ich bin sehr dankbar. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, die sich mir geboten hat. Ich bin dankbar, für meine Entscheidungen, die ich nach meiner Mittleren Reife getroffen habe. Ich bin dankbar für den Mut, den ich damals hatte, nach meiner Ausbildung noch Musik zu studieren. Ich bin dankbar, für die Kreativität, welche ich im ersten Lockdown erleben konnte. Und ich bin trotz allem unfassbar dankbar dafür, dass ich nun einen Job habe, der mir die Möglichkeit gibt, all meine Fähigkeiten und Interessen ideal zu vereinen. Ich muss noch den richtigen Weg finden, damit die kreative, verrückte Maria nicht ganz abhanden kommt. Aber wir leben ja in einer modernen Welt und es wäre doch gelacht, wenn ich das nicht auch noch auf die Reihe kriege...




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