Maria Wunder
Corona - beängstigend und kreativitätsfördernd zugleich?
"Ich glaube, wenn diese Krise vorbei ist, werden wir eine enorme Wiederkehr von Lebensfreude und Lust am Wiederaufbau erleben. Ähnlich wie am Ende des Krieges wird es in ganz Europa eine unglaubliche Explosion an Lebensfreude geben." (Franco Ferrarotti, Soziologe)

Ich habe auf meinen letzten Blogeintrag so unfassbar viel positive Rückmeldung bekommen, das hat mich total motiviert, weiter zu machen. Ich möchte nicht still stehen - ich will in meinem Blog ausdrücken, wie ich mich fühle und dabei über Themen sprechen, die viele von uns - wenn nicht sogar alle - etwas angehen. Die meisten Rückmeldungen bezogen sich auf meine offene Art Worte in Gefühle zu fassen, dass ich den Menschen aus dem Herzen spreche, viele ähnliche Situationen durchlebt haben. Es gibt mir Kraft, zu wissen, dass es in Ordnung ist, wie ich mich hier öffentlich ausdrücke. Es gibt mir Kraft, dass sich viele mit meinen Texten identifizieren können und sie auch gerne lesen. Was mir momentan auch Kraft gibt - und im ersten Moment hätte ich nie damit gerechnet, dass es so sein wird - ist die aktuelle Situation aufgrund der Corona-Krise. Daher auch das gewählte Zitat vom italienischen Soziologen Ferrarotti als Einleitung. In den letzten Wochen war dieses Thema für mich gefühlt noch so fern und einfach nicht greifbar, bis dann Ende letzter Woche die Schließungen der Schulen angekündigt wurden. Selbstverständlich war ich vorher schon etwas in Sorge, wollte aber nicht in völlige Panik verfallen, aber (!) ich habe mir mit Sicherheit ums zehnfache häufiger die Hände gewaschen und darauf geachtet, was ich anfasse. Zumindest merke ich das tagtäglich, wenn ich meine halbausgetrockneten Hände mit sanfter Creme pflege.. phu, eine ordentliche Maniküre wäre jetzt auch völlig unnötig... Ab morgen gebe auch ich Online-Unterricht und biete meinen Schülern jegliche Möglichkeiten, um am Ball zu bleiben. Ich meine... denen fällt doch jetzt auch die Decke auf den Kopf. Das muss ich als Musikpädagogin doch fast schon ausnutzen ;-) Ich bin sehr gespannt wie das läuft. 100%-ig überzeugt bin ich von der Art des Unterrichts nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, was einen face-to-face- Unterricht ersetzen könnte - zumindest nicht im Bereich Musik. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Es ist eine Übergangslösung, um für alle Beteiligten einen möglichst humanen Weg zu finden, mit der Situation umzugehen. Schließlich hat sie sich ja keiner so rausgesucht. Aber was nimmt man jetzt Positives mit aus der aktuellen Lage? Es ist absolut verschwendete Energie sich ständig über die Einschränkungen im Alltag zu beschweren. Noch viel dümmer, anders kann man es nicht sagen, ist es übrigens, wenn man die vorgeschlagenen Einschränkungen ignoriert. Das bringt mich tatsächlich zur Weißglut. Aber ich möchte mich hier nun auch nicht in Rage reden und einen #shitstorm hervorrufen. Ich kann nur immer wieder an den gesunden Menschenverstand appellieren, dass aktuell eben NICHT das Bedürfnis einer Einzelperson im Vordergrund steht. Wobei? Vielleicht doch! Aber das Bedürfnis eines jeden sollte eben sein in absehbarer Zeit wieder frei und uneingeschränkt leben zu können. Und das (ha) - geht eben nur, wenn wir uns jetzt für eine beschränkte Zeit einschränken. Ist eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen, oder? Ich sende seit ein paar Tagen übrigens in Emails und anderen Nachrichten meistens folgende Message mit: "Seid füreinander da - auch wenn es aktuell bedeutet, voneinander weg zu bleiben!" Ich finde diese Aussage ziemlich klasse (Eigenlob stinkt, ich weiß). Warum hat eigentlich noch keine mimimi-Seite bei mir angefragt, ob sie diesen Spruch für einen Post nutzen dürfen?! Ich kann mir vorstellen, dass auch von mir in den nächsten Tagen ein kleiner Feedback-Post zum Thema Online-Video-Sessions oder auch "mediale Fütterung", wie ich es kurzerhand genannt habe, folgt. Ist doch auch eine super interessante Sache. Ein Facebook-befreundeter Klarinettist aus den USA macht häufig solche Unterrichtseinheiten. Habe mir tatsächlich schon überlegt, das selbst mal wahrzunehmen. Bisher habe ich mich nicht getraut. Ihr könnt mir ja mal Erfahrungsberichte zukommen lassen, falls ihr sowas schonmal gemacht habt. Ganz egal auf welcher Seite des Bildschirms ihr standet (ha ha), damit meine ich natürlich - ob ihr der Lehrende oder der Lernende gewesen seid. Oder lernt der Lehrende auch beim Lehren.. ach egal..
Der Ideentopf in meinem Kopf scheint aktuell jedenfalls überzukochen. Und ich habe dieses Gefühl so sehr vermisst. Klar, es ist etwas super befriedigendes - auch wenn man in dieser Situation oft das Gefühl hat, dass man gar nicht alle Ideen gleichzeitig verwirklichen kann. Aufschreiben! - sag ich da nur. Ich mache mir immer morgens meine Notizen, direkt nach meinen To-Do's. Denn manchmal ist mein Kopf so überfüllt, dass ich die schönsten Ideen super schnell wieder vergesse. Geht Euch bestimmt auch oft so, oder? Ich freue mich jedenfalls sehr, dass diese doch etwas beängstigende Situation mir auf irgendeine Art und Weise so viel Kraft schenken kann. Damit habe ich wahrhaftig nicht gerechnet. Aktuell bin ich sehr positiv gestimmt, was die nächsten Wochen anbelangt - fragt mich aber morgen nochmal ;-). Ich muss meine Aussage direkt - mh, nicht revidieren, aber erläutern: ich bin natürlich nicht positiv gestimmt, was die Entwicklung in Bezug auf die Corona-Pandemie anbelangt. Aber ich bin positiv gestimmt, welches Gefühl diese Situation gerade in mir auslöst. Dabei meine ich jetzt die Gefühle, den Ideenreichtum, der mich umgibt und die Kraft und Kreativität die mich aktuell packt. Ich bin trotz allem besorgt, wie sich das alles entwickelt und kann nur hoffen, dass wir gemeinsam vernünftig sind und so dem Schlimmsten noch gerade rechtzeitig entkommen können. Hier schwirrt mir gerade ein Bild dazu im Kopf, ein sehr lustiges - vermutlich aber noch lustiger für meine Baseball- und Softballfreunde. Es gab mal ein Video von einem Softballspiel - ich meine, es war ein Heimspiel gegen die Haar Disciples. Ich stand am Schlag. Nina, meine Teamkollegin, war am dritten Base und ready beim nächsten Ballkontakt über die Homeplate zu huschen. Blöderweise habe ich den Ball viel zu früh getroffen, er kullerte nur erbärmlich vor sich hin. Glücklicherweise - vermutlich aufgrund unseres super unebenen Spielfelds, ist der Ball so blöd versprungen, dass Nina den Sprint nach Hause, an die Homeplate, gewagt hat. Das Video ist direkt nach meinem Ballkontakt in SloMotion gefilmt, kurz bevor Nina die Platte überquert - und dabei sehr elegant ihre Hüfte weg von der Catcherin bewegt, die noch versucht hatte sie aus zu machen, spielte das Video wieder in Normalzeit ab. Ziemlich witzig anzusehen! Vielleicht entkommen wir ja genau so der Corona-Krise, kurz mal den Popo zur Seite ziehen. Eine bei weitem sicherere Variante wäre es jedoch, wenn wir alle nun kollektiv die Pobacken zusammen kneifen und uns an Regeln halten. Rebellion ist jetzt nicht gefragt - und übrigens auch äußerst unpassend! Ich kann nur sagen:
#seidfüreinanderda #bleibtvoneinanderweg #allefüreinen #einerfüralle #corona #rücksichtnehmen #musikerin #musiklehrer #onlineunterricht #zoom #alternativemachtflexibel