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  • AutorenbildMaria Wunder

Der Übergang vom Lockdown in den Normalzustand

Ich denke, die heiße Phase liegt noch vor uns. Die letzten Wochen waren hart - keine Frage. Aber nun beginnt langsam aber sicher der Übergang vom kompletten Lockdown in den Normalzustand zurück. Zu Beginn der Corona-Krise konnte ich mich recht schnell gut organisieren. Viele Termine sind geplatzt und plötzlich hatte ich mehr Zeit für die Dinge, die mir so viel Freude bereiten. Jetzt, wo aber absehbar ist, dass wir auch in Baden-Württemberg wieder zurück ins normale Leben kehren werden, fühl ich mich etwas gestresst. Kann mal jemand bitte die Zeit anhalten, damit ich mich nochmal neu sortieren kann?

Ja, ich bin verwirrt. Nicht, weil ich nicht weiß, was ich will. Das weiß ich mittlerweile aber sowas von genau. Ich bin verwirrt, weil mich die Zeit unter Druck setzt. Dabei bin ich das doch gar nicht mehr gewohnt... ;-) Ich frage mich, wie ich meine Leidenschaft zum Schreiben, Netzwerken und YouTuben mit einem normalen Arbeitsalltag vereinbaren soll. Denn genau vor diesem Problem stehe ich jetzt. Spätestens nach den Pfingstferien - davon gehe ich aus, die Zeichen stehen gut - wird mein Berufsalltag wieder relativ normal werden. Wie soll denn mein bisher eh schon so voller Alltag noch mit den ganzen neuen Liebeleien gefüllt werden, ohne dass ich gleich vor Überarbeitung auf die Schnauze falle?


Vermutlich muss ich erneut mein Leben umstrukturieren. Struktur ist eine sehr wichtige Komponente in meinem Leben, wer mich kennt, der weiß das. Ich benötige viel Struktur und Ordnung, um nicht den Überblick zu verlieren. Außerdem bin ich ein Mensch, der gerne die Kontrolle hat. Manchmal kann das bei mir auch schon etwas zwanghaft werden - daran muss ich definitiv arbeiten - jedoch ist Kontrolle für mich ein Gefühl von Freiheit. Klingt komisch, ich weiß. Aber bereits das kleinste Chaos überfordert mich enorm und ich fühle mich total eingeengt und beschränkt. Daher ist Kontrolle, um es schöner zu formulieren vielleicht eher "Struktur", mein Schlüsselwort für ein befriedigendes Leben.


Diese Struktur beginnt bei mir bereits beim Morgenritual. Wenn dieses nicht so abläuft, wie ich es gewohnt bin, dann weiß ich schon, dass mein Tag nicht besonders produktiv wird. Ich bin jedoch sehr gerne produktiv, da ich dann abends mit einem guten Gewissen und Gefühl schlafen gehen kann. Meine Morgenroutine ist für mich unglaublich wichtig. Ich stehe in der Regel sehr früh auf - bin glücklicherweise kein Mensch, der viel Schlaf benötigt - und dann gönne ich mir meine Stunde mit lecker Kaffee, im Schlafanzug im Schneidersitz sitzend und am recherchieren oder networken. Wenn ich zu spät aus den Federn komme, ist der Tag für mich eigentlich schon gelaufen. Das bedeutet nicht, dass der Tag unbedingt blöd wird - aber dann darf ich mir eben auch nichts Produktives vornehmen. Also versteht mich nicht falsch, ich kann auch hin und wieder relaxen...  


Momentan arbeite ich hauptsächlich im Home Office, unterrichte meine Schüler online und arbeite an meinen Projekten ebenfalls von zu Zuhause aus. Da ich in Rheinland-Pfalz als freiberufliche Lehrkraft unterwegs bin, kann ich dort bereits seit 3 Wochen Präsenzunterricht geben. Die Mischung ist also da, denn in Baden-Württemberg bin ich noch im Online-Modus. Ich bin mir darüber bewusst, dass sich dies in den nächsten Wochen drastisch ändern wird. Nachdem nämlich quasi alle angrenzenden Länder bereits seit längerem im Präsenzunterricht sind, dürfen wir in BW nun endlich auch nachziehen - ich spreche natürlich von Lehrkräften mit Blasinstrumenten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön nach Bamberg, Berlin und Freiburg (und und und) für die vielen anschaulichen und teilweise amüsanten Experimente zum Thema "Aerosolschleuder - ja oder nein?!".


Ich bin immernoch erstaunt und platt, welche Möglichkeiten sich mir durch diese Coronakrise eröffnet haben und wieviele Kontakte ich knüpfen konnte. In einem meiner letzten Blogeinträge habe ich bereits ausführlich erklärt, wieso ich Corona tatsächlich dankbar bin. Klickt Euch mal durch! Nun stehe ich aber vor der Herausforderung, dass spätestens in ein paar Wochen der sogenannte Normalzustand eintreffen wird. Auch wenn der Online-Unterricht zeitlich gesehen mit jede Menge Mehraufwand verbunden ist, werde ich vermutlich bald wieder ziemlich viel Zeit im Auto verbringen. Zwischendrin mal schnell eine Aufnahme schneiden ist dann eigentlich nicht mehr drin. Die Terminplanung zum Präsenzunterricht mit Schülern wird die ganze Sache mit Sicherheit nicht leichter machen. Räumliche Einschränkungen spielen hier eine große Rolle - außerdem fahren nicht nur Musikschulen zurück in den Normalzustand. Auch Eltern werden, wenn sie es nicht bereit schon tun, nach und nach in den normalen Berufsalltag zurückkehren - ganz abgesehen davon, dass die Schüler wieder in die Schule gehen und dadurch natürlich längst nicht mehr so flexibel sind, wie aktuell.


Ich will mich nicht beschweren, definitiv nicht! Ich bin froh, wenn sich die Lage weiterhin so entwickelt, wie es aktuell vielleicht den Anschein macht. Jedoch habe ich Angst. Ich habe Angst, dass ich für meine neue Motivation nicht mehr so viel Zeit aufbringen kann. Ich kann mit Verlusten umgehen, irgendwann wächst über alles ein wenig grünes Gras. Aber diesen Verlust kann ich nicht akzeptieren - dafür fühlt sich die neugewonnene Motivation einfach zu gut an! Also stellt sich mir die Frage, wie ich das alles unter einen Hut bringen kann. Ganz ehrlich? Ich habe hierfür keine Antwort. Und wenn ich daran denke, kommt ein ziemlich bedrohendes Gefühl von Überforderung in mir auf. Ganz klar - ich werde meine Schüler nicht vernachlässigen und hier viel Energie investieren. Jedoch ist es für mich unvorstellbar auf die anderen Dinge zu verzichten, die sich durch Corona entwickelt haben. Ich muss mich also wappnen und darauf vorbereiten, dass die nächsten Wochen bis zu den Sommerferien vermutlich etwas heiß daher gehen.


Aber hört mal... "Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen.". Ich hab einen starken Willen, manchmal auch einen ziemlichen Dickkopf. Auch wenn ich mir aktuell noch nicht ausmalen kann, wie mein Alltag in ein paar Wochen aussehen wird, bleibe ich doch zuversichtlich, dass mir mein Kopf und mein Herz schon sagen werden, wofür ich meine Energie aufbrauchen soll. Manchmal muss man auch einfach mal ein bisschen Vertrauen haben - denn das wichtigste Vertrauen ist das Vertrauen in sich selbst...


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