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  • AutorenbildMaria Wunder

MannHeimat: 9 Jahre in der Rhein-Neckar-Metropole und was Corona damit zu tun hat, dass ich Ade sage

Hei|mat [ˈhaɪ̯maːt], Substantiv, feminin Gebiet, in dem du aufgewachsen bist oder dich zuhause fühlst; ein Ort, an den du immer gerne zurückkehrst.

Vor einigen Jahren habe ich für mein EMP-Studium ein Sprechstück zum Thema "Heimat" geschrieben. Es ging darum, dass ich in MannHEIM lebe und aber auch über die Feststellung, dass meine Heimat ja ganz wo anders ist, denn in Mannheim bin ich zuhaus. Mannheim hat sich mir von seiner schönsten Seite gezeigt. Hier habe ich unglaublich viel erlebt und durfte zahlreiche tolle Menschen kennenlernen - ob durch meinen Sport oder durch die Musik. Ich bin sehr dankbar für diese neun Jahre in der Rhein-Neckar-Metropole und trotzdem heißt es jetzt Abschied nehmen. Auch wenn ich es noch gar nicht richtig realisiert habe werde ich ab September wieder in meiner Heimat wohnen. Jobbedingt, und aber auch der Sehnsucht nach Familie und Freunden verschuldet, zieht es mich wieder zurück ins Gäu - zumindest ganz in die Nähe. Genaueres möchte ich noch gar nicht verraten, das kommt dann zum richtigen Zeitpunkt. Aber eines möchte ich heute in meinem Blog mit Euch teilen: Vor ziemlich genau einem Jahr hat sich mein Leben um 180 Grad gewendet, was für mich erst ein starker Schlag ins Gesicht, letztendlich aber mit sehr viel Eigenmotivation und Mut verbunden war. Nachdem sich meine private Situation dermaßen verändert hat, habe ich mir vorgenommen nun erst recht an mich zu denken und meine Ziele noch stärker zu verfolgen. Ich habe mich dazu entschieden, dem Berufsbild des Orchestermusikers noch eine weitere Chance zu geben und mich mit aller Kraft auf dieses Ziel fokussiert. Mit meinem neuen Lehrer an der Musikhochschule Mannheim kam ich blendend zurecht, auch mein alter Lehrer unterstützte mich weiterhin wie eh und je. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf dem richtigen Weg bin - ich war in Form und hatte Selbstbewusstsein. Und diese beiden Dinge sind für Probespiele, also das Bewerbungsverfahren eines Orchestermusikers, mehr als notwendig.


Doch kaum war das erste Probespiel in Berlin vorbei, es folgten eigentlich noch weitere, kam Corona. Alle Probespiele wurden auf unbestimmte Zeit verschoben und es war aussichtslos, wann wieder welche stattfinden können. Meine Motivation ging erstmal nicht Berg ab, auch wenn es mich unheimlich geärgert hatte, gerade in dieser Topform alles links liegen lassen zu müssen. Ich war wütend und enttäuscht, aber was sollte ich machen? Es gab keinen Schuldigen, auf dem ich mein Leid austragen konnte - außerdem ist es nicht meine Art, all mein Leid abzuwälzen. Da ich durch meine doch umfangreiche Unterrichtstätigkeit aber auch noch andere Baustellen in der Coronazeit hatte, habe ich meine Wut schnell bändigen können. Wie ich bereits in älteren Einträgen berichtet habe, war ich von Beginn an hochmotiviert meine Schüler über Online Teaching zu versorgen. Ich habe mir hier sehr viel Mühe gegeben, was sich auch wirklich ausgezahlt hat. Das haben mir gerade die letzten Wochen vor den Sommerferien gezeigt, denn sowohl Schüler als auch Eltern haben mir so häufig nochmals Rückmeldung gegeben, wie dankbar sie alle für den Unterricht und die Abwechslung waren. Die ersten Wochen lief das Alles auch noch recht gut, ich habe neue Ideen gefunden und Kraft schöpfen können, weiterhin dran zu bleiben. Aber Onlineunterricht ist sowohl für Lehrende als auch Lernende anstrengend, gerade was die Motivation anbelangt. Irgendwann hat es dann auch mich gepackt - ich hatte starke Probleme mich weiterhin zu motivieren. Neulich habe ich mich mit einer Kollegin unterhalten, welcher es genau umgekehrt ging: sie war zu Beginn des Lockdowns enorm unmotiviert und dachte, ihr würde alles über den Kopf wachsen. Je länger sie sich damit beschäftigt hatte, desto mehr kam die Motivation.


Da Corona auch bei mir finanzielle Narben hinterlassen hat - ich habe schließlich seit März lediglich eine Mugge gespielt und war zusätzlich zwischenzeitlich in Kurzarbeit - musste ich mir etwas einfallen lassen. Mir wurde klar, dass ich erneut an dem Punkt angelangt bin, an dem ich eine Entscheidung treffen musste. Mir war bewusst, dass mein mehrgleisiges Leben für mich nicht mehr zufriedenstellend ist und daher habe ich entschieden einen Weg einzuschlagen, den ich vor einiger Zeit schonmal einschlagen wollte. Dieser Gedanke hat sich über die letzten Jahre immer mehr gefestigt und die Coronapandemie war quasi nur noch die letzte Bestätigung, das letzte Zipfelchen, für meine Entscheidung.


Sicherlich gehen Musikpädagoginnen-/pädagogen und Musikerinnen & Musiker unterschiedlich aus dieser Pandemie heraus - auch wenn wir sie noch nicht mal überstanden haben. Besserung ist in vielen Bereichen vermutlich noch lange nicht in Sicht. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlasse ich meine liebe Wahlheimat und schaue motiviert neuen Herausforderungen ab September entgegen. Ich hoffe, jeder findet für sich seinen Weg, das Beste aus der Zeit und aus dem Leben insgesamt zu machen! Durchhalten!


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