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  • AutorenbildMaria Wunder

Süddeutschland: Schüler üben mehr aufgrund Online-Teaching

Nur ein Spaß - ich wollte einfach mal so eine Schlagzeile raushauen, wie man sie ja sonst überall liest. Aber keine Angst, ich schreibe keinen Artikel. Wird wieder ein ungezwungener, ehrlicher, hoffentlich gut zu lesender Blogeintrag. Aber ich habe tatsächlich den Eindruck, dass meine Schüler um Einiges mehr üben als sonst. Und genau um die Schüler soll es heute gehen: ich habe jeden meiner Schüler gebeten, mir ein kleines Feedback zu geben, wie der Unterricht eigentlich für sie so ist. Bisher habe ich immer nur davon geredet, wie das Unterrichten für mich ist. Ebenso wichtig ist aber doch auch die andere Seite. Heute geht es im Übrigen nicht nur um meine Instrumentalschüler, sondern auch um die ganz Kleinen aus dem EMP-Bereich.

Deutschlands Schüler haben zwar aktuell keine Schule, von vielen habe ich aber die Rückmeldung bekommen, dass die Aufgabenstellung der Lehrer sehr viel mehr Zeit beansprucht als sonst. Diese Aussage möchte ich im Raum stehen lassen - schließlich sind die Kinder ja sonst auch mindestens 6 Stunden in der Schule. Meine Schwester ist Lehrerin und ich weiß, mit welchen Problemen sie sich aktuell tagtäglich herumschlagen darf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihren Job liebt - und ich bin auch übrigens absolut überzeugt davon, das der Lehrerberuf zu ihr so gut passt, wie das perfekte Blättchen aufs Mundstück. Heute beim Skypen hat sie mir ganz stolz eine Pflanze mit einem Alufolienverband gezeigt und meinte: "Schau mal, na was denkst du - was wird da passieren...?" Für Biologie möchte sie da irgendwas testen, bevor sie das Experiment dann an ihre Schüler schickt, damit diese es wiederum zu Hause ausprobieren. Letzte Woche haben die Kids wohl bereits Plastiktüten über eine Pflanze gestülpt. Meine Schwester fragte mich dann: "Und was denkst du, was da dann mit der Pflanze passiert?" Und ich antworte: "Naja, die ist dann tot." "Nein", sagt sie. "Die sollst du ja nur ein paar Stunden so in der Sonne stehen lassen." Ich habe ihre Erklärung dann verstanden und vielleicht probiere ich es morgen auch mal aus - der Versuch soll nämlich beweisen, dass Pflanzen bei der Fotosynthese auch Wasser abgeben. Was ich damit sagen möchte? Natürlich ist diese Zeit auch für Schüler sehr stressig. Gefühlt werden sie mit Aufgaben überhäuft, die sie eigenständig Zuhause erarbeiten sollen. Über Moodle oder ähnliche Programme ist es mit Sicherheit um Welten anstrengender Wissen zu vermitteln und sich anzueignen, als es im Klassenzimmer der Fall ist. Die Lehrkräfte stehen quasi 24/7 für Rückfragen zur Verfügung - und ich bin mir ziemlich sicher, dass viele versuchen nicht auf Abruf bereit zu sein. Aber sind wir mal ehrlich, fällt es einem aktuell nicht super schwer abzuschalten? Wie leicht es den Schülern fällt, kann ich nicht abschätzen. Bestimmt gibt es einige, die damit überhaupt kein Problem haben. Kann mir aber auch vorstellen, dass es gerade für Schüler, die noch absolut in der Ungewissheit bzgl. ihres Abiturs schweben, eine besonders nervenaufreibende Zeit ist. Wie man sieht, ist es für alle Beteiligten anstrengend. Die Zeiten haben sich geändert - und wieder kann ich nur sagen, es ist temporär. Irgendwann werden wir darüber lachen... hoffentlich. Bei mir im Musikschul-Betrieb sehe ich viele Parallelen zum Beruf meiner Schwester. Tatsächlich hat sich bisher noch kein einziger Schüler beschwert, dass er von mir zu viele Hausaufgaben bekommen hat - aber es ist anstrengend. Ich spreche jetzt nicht vom Mehraufwand, den der Online-Unterricht mit sich zieht. Der Unterrichtsablauf an sich ist tatsächlich auch anstrengender. Und ich bin mir sicher, dass dieser nicht nur für mich anstrengender ist. Auch für den Schüler ist es eine Herausforderung. Man muss besser zuhören, man muss sein Gegenüber aussprechen lassen, manchmal braucht man etwas Geduld... das sind alles Eigenschaften, die uns Menschen doch manchmal sehr schwer fallen - oder nicht? Dann funktioniert auf einmal die Technik nicht, die Verbindung ist schlecht, da das Internet total überlastet ist. Je nach Endgerät und Ausstattung des Schülers ist der Unterricht einfacher oder schwerer durchzuführen. Wie ist Eure Einschätzung eigentlich bisher: ist der Unterricht mit jüngeren oder weiteren, erfahreneren Schülern leichter umzusetzen? Wenige Schüler nehmen das Angebot des Online-Unterrichts übrigens NICHT an. Aber diejenigen, die es nicht annehmen sind zwischen 18 und 23 Jahre alt. Ist das bei euch auch so? Bei einer Kollegin ist es ganz ähnlich und ich frage mich, woran das liegt. Ich habe mich schon versucht in das Alter hineinzuversetzen. Ist in diesem Alter vielleicht die Schamgrenze bei vielen etwas höher? Oder hat man Angst, dass der Unterricht unangenehm werden könnte, weil vielleicht nichts Produktives am Ende raus kommt? Diese Gedanken machen sich Kinder nicht. Aber wisst ihr was? Als ich das erste Mal von diesem Online-Unterricht gehört habe, dachte ich: "Ach du meine Güte, jetzt ist es vorbei - ich hab verloren!" Meine Freunde wissen es, ich telefoniere schon nicht wirklich gerne. Ich habe mir wirklich zu Beginn nicht zugetraut, dass ich hier mit jedem meiner Schüler Online-Unterricht machen werde. Ha! Und ich hab mich überwunden - ich habs doch geschafft. Und scheinbar auch ziemlich gut - zumindest lassen das die Rückmeldungen meiner Schüler und Lehrer aus sich schließen!

"Schüler X fand den Online-Unterricht überraschend gut." "Schülerin Y fand ihn toll und freut sich schon auf nächste Woche."


[...] "das mit dem Unterricht hat gut geklappt, manchmal war es etwas schwierig Sie zu verstehen, aber das Netz ist im Moment wohl auch etwas ausgelastet. Auf jeden Fall eine prima Möglichkeit, auch in dieser Zeit Unterricht zu haben." [...] Für 'Schülerin' war es am Anfang ein wenig ungewohnt. Sie fand es trotzdem toll und freut sich auf nächste Woche." [...] [...] 'Schülerin' war am Anfang aufgeregt, aber dann hat es ihr Spaß gemacht. Sie wird fleißig üben. [...] [...]Hallo Frau Schöne,

danke für das geniale Material und die viele Mühe, die in so etwas steckt. Seit ich selbst elektronisch unterrichten muss, weiß ich, wieviel Vorbereitung das kostet.

Ich fand Ihren Unterricht gestern richtig gut und auch 'Schüler' hatte viel Spaß. [...] Im Moment lockert das den doch etwas tristen Alltag der Kinder ganz gut auf!

Danke nochmal und bis nächste Woche! [...] [...] Hallo Maria. Es hat super geklappt mit der Online Zoommusikstunde! Es ist toll, dass wir so trotz Corona den Unterricht fortsetzen könne. Es ist eine gute Möglichkeit, die Zeit zu überbrücken. [...] Wieder einmal muss ich sagen, dass ich überwältigt bin. Und wenn diese Corona-Krise etwas Gutes mit sich zieht, dann ist es die Stärkung der Schüler-Lehrer-Beziehung. Ich habe nämlich aktuell das Gefühl, dass die Bindung zu meinen Schülern aufgrund der Situation deutlich stärker wird. Ich bekomme viel Verständnis, durchweg positives Feedback - ja, negatives Feedback hab ich wirklich noch keines bekommen. Abgesehen von technischen Komplikationen, die aber meist nicht schwerwiegend waren und recht schnell behoben werden konnten. Ich habe diese Woche auch meine Schüler kontaktiert, die bisher noch nicht das Online-Angebot wahrgenommen haben. Ich möchte Vorsorge leisten. Da ich leider momentan nicht davon überzeugt bin, dass der Unterrichtsbetrieb an den Musikschulen ab dem 20. April 2020 wieder normal aufgenommen werden kann (die Hoffnung stirbt zuletzt). Bisher habe ich die Rückmeldung bekommen, dass der Online-Unterricht in diesem Fall dann doch wahrgenommen wird. Das freut mich. Aber wir werden sehen, wie sich die Situation entwickelt. Neben meinem Instrumentalunterricht gebe ich auch elementaren Musikunterricht. Vor meinem Klarinettenstudium habe ich Elementare Musikpädagogik studiert. Ein paar wenige Gruppen habe ich noch. Und ich bin aktuell sehr froh, dass es nur wenige sind - denn bisher ist noch nicht ganz klar, wie mit diesen Gruppen umgegangen wird. Ein Online-Unterricht ist quasi nicht realisierbar. Soll ich jetzt die Kinder im 10-Minuten-Takt unterrichten und damit den pädagogischen Wert des elementaren Musikunterrichts absolut außenvor lassen? Nein, das möchte ich nicht. Vermutlich muss ich den Unterricht nachholen. Also nochmal - gut, dass ich hauptsächlich nur Instrumentalschüler habe. Ansonsten wäre ich vermutlich wirklich überfordert, wie ich die ganzen Stunden nachholen soll. #keineferien - aber Ferien bei Lehrern sind ja auch nicht mit Urlaub gleichzusetzen ;-).


Ein Online-Unterricht wurde mir von Seiten meines Arbeitgebers auch nicht angewiesen, da ich die Gruppen nach aktuellem Stand höchstwahrscheinlich so oder so nachholen muss. Meine letzte Aussage könnte nun einige Diskussionen entfachen - jedoch kann ich hier nur sagen: wir elementaren Musikpädagogen müssen noch etwas verweilen. Ich bin mir sicher, dass der Landesverband BW und auch der VdM sich einige Gedanken hierzu machen. Ich möchte nicht in deren Rolle stecken - denn diese Situation ist ein absoluter Ausnahmezustand. Ich habe meinen Gruppen Anfang der Woche mein Begrüßungs- und Abschiedslied zugesendet. Nun werde ich Ihnen immer zu Unterrichtszeit eine Email zuschicken mit Inhalten, Videos, Musik und Anregungen, die den Kindern hoffentlich Freude bereiten und welche an meinen letzten Unterricht, der face to face statt gefunden hat, anknüpfen. Ich möchte keinen YouTube-Channel mit "Kinder erleben Musik mit Maria" starten - dafür bin ich nicht gemacht . Aber ich habe einen Ordner in der Dropbox angelegt, den ich füttere und mit meinen Eltern teile. Auch hier habe ich bisher nur positive Rückmeldung erhalten, wie z.B. [...] 'Kind' ist sehr begeistert. Wir haben es unzählige Male getrommelt - bis jetzt und es ist 15.40 Uhr... [...]Die reguläre Unterrichtszeit geht von 14.15 - 15.15. Uhr, in diesem Fall. Ja, was soll ich sagen. Mein Fazit zu diesem Blogeintrag? Ich bin happy. Happy, dass die Eltern und Schüler genauso zufrieden mit dem Online-Unterricht sind wie ich. Dass dies keine Dauerlösung ist, ist mit Sicherheit allen klar. Aber mal im Ernst, was bleibt uns denn jetzt anderes übrig...? #musikschule #musikunterricht #musikschullehrer #musiklehrer #covid19 #corona #onlineteaching #onlineunterricht #elementarermusikunterricht #elementaremusikpädagogik #instrumentallehrer #klarinettenlehrer #feedback #feedbackdereltern #rückmeldung

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