Maria Wunder
So langsam wird die Ungewissheit anstrengend
Die Osterferien neigen sich dem Ende zu. Ab morgen setze ich mich wieder an den Schreibtisch und nehme Kontakt zu meinen Schülern auf. Im Laufe der Woche werde ich von meinem Arbeitgeber erfahren, wie es ab dem 20. April weitergeht. Für meine Schüler - aber auch für mich. Die Ungewissheit belastet mich gerade immer mehr, auch wenn ich versuche, weiterhin das Positive aus der Situation mitzunehmen. Was das für mich ist?

Ich genieße die Zeit, die mir aktuell zur Verfügung steht. Zwar ist der Modus des Online-Unterrichts mit mehr Aufwand verbunden, als ein normaler Präsenzunterricht. Dadurch, dass ich aber auch am Wochenende und zu Feierabendzeit nichts anderes machen kann, nutze ich die Zeit, um Einspielungen mit meinen Klarinetten zu machen. Ich erfreue mich an den ganzen Videos und Aufnahmen, die meine Musikerkollegen auf Facebook und YouTube posten. Das inspiriert mich und lässt mich immer wieder auf neue Ideen kommen, was ich noch arrangieren und einspielen könnte. Außerdem freut es mich, dass ich mit einigen meiner Kollegen nun auch gemeinsame Projekte starten werde. Heute kam mir der Gedanke, ob ich das Alles nach der Corona-Auszeit auch noch so praktizieren kann - und dieser Gedanke hat mich tatsächlich etwas traurig gemacht.
Natürlich freue ich mich, wenn endlich wieder Alltag einkehrt - ich normal arbeiten gehen kann, meine Freunde treffen, Proben wahrnehmen und Konzerte spielen kann. Jedoch mache ich mir Gedanken, wie ich es schaffen kann, diese schöne Nebensache in meinen Normal-Alltag einzubauen - denn das möchte ich auf keinen Fall missen, auch wenn ich es mit Sicherheit reduzieren muss.
Was mir auch zur Zeit viel Freude bereitet? Das Schreiben. Ich drücke gerne meine Gedanken und Gefühle in meinem Blog aus und mache das aktuell häufiger als je zuvor. Auch das möchte ich beibehalten. Ich möchte kein Blatt vor den Mund nehmen und zugleich aber auch niemandem auf den Schlips treten. Ich möchte mit meinen Blogeinträgen zum Nachdenken anregen und in Diskussionen und Gespräche einsteigen, denn an guten Diskussionen und Gesprächen wächst man. Aktuell gibt es genug Gesprächsbedarf für Musiker in Zeiten von Corona. Ich bin aber auch hier bereits am überlegen, welchen Themen ich mich nach Alledem widme.
Was übrigens auch ziemlich positiv ist - die Vorfreude steigt. Darauf, wenn wir endlich wieder Feste feiern, mit Freunden ausgehen und Urlaub planen können. So lange heißt es eben, Augen auf und durch. Ich finde, das Sprichwort andersherum - also "Augen zu und durch" total schwachsinnig. Es wäre viel zu langweilig, die Augen zuzukneifen. Am Ende verpasst man noch das Beste ;-)
Ihr seht, ich nehme aus der Zeit viel Gutes mit. Nicht zuletzt, dass man lernt, die kleinen Dinge zu schätzen, immer etwas Spielraum im Leben haben sollte und seinen Fokus auch mal verschieben kann. Das klingt alles sehr optimistisch, nicht wahr? Ich würde mich nicht als eine typische Optimistin betiteln - ich bin schon auch nicht schlecht darin, den Teufel an die Wand zu malen. Jedoch hilft es ungemein optimistisch zu denken - das Leben hat einen Plan, der uns nicht immer ganz klar ist - aber letztendlich bedeutet Optimismus für mich auch Flexibilität. Ein Plan muss nicht immer auf gerader Linie zum Ziel führen - ich bin Weltmeister darin, meine Ziele durch Umwege zu erreichen.
Die letzten Wochen hat dieser Optimismus meine Sorgen ordentlich eingedämmt. Aktuell scheinen die Sorgen aber immer mehr in den Vordergrund zu gelangen. Das liegt vermutlich daran, dass die Ferien sich dem Ende neigen und jeder weiß, dass es nun sehr wichtig ist, wie es weitergehen wird. Die Wochen vor den Ferien konnte man noch gut mit "höherer Gewalt" und Solidarität wett machen. Nun wird es immer schwieriger zu argumentieren. Natürlich hat sich die Lage nicht verändert. Es ist immer noch höhere Gewalt - keiner kann etwas für die aktuelle Situation. Wir haben alle Auflagen, an die wir uns halten müssen, um möglichst schnell wieder ins normale Leben zurückzukehren. Aber für uns Musiker und Musikpädagogen macht es das nicht leichter. Kulturelle Veranstaltung sind vermutlich eines der letzten Dinge, die wieder möglich sein werden. Das ist traurig - für die Künstler, aber auch fürs Publikum - und für mich immer noch absolut unvorstellbar. In der Musikschule kann man ab sofort mit Kündigungen rechnen. Die meisten vermutlich nicht mal aus bösem Willen, sondern einfach, weil es finanziell nicht mehr möglich ist.
Was macht das mit uns? Was steht uns noch bevor? Wie können wir uns weiterhin motivieren, den Schülern und dem Publikum etwas zu bieten? Denn ist es nicht so, dass uns Musiker auch das Geld motiviert? Ich habe schon so oft Sprüche gedrückt bekommen, wie: "Kannst du jetzt nicht mal was für uns spielen?" "Jetzt mach doch mal, Musik macht dir doch Spaß." Ja! Ich habe einen Beruf gewählt, der aus einem Hobby entstanden ist und mir auch immer noch enorm viel Freude bereitet. Aber es ist nunmal mein Job. Und auch ich habe Miete zu bezahlen. Es kann mir doch keiner erzählen, dass andere Berufsgruppen ihren Beruf ausüben, lediglich weil er ihnen den Unterhalt zahlt - nicht nur Musiker haben Spaß bei der Arbeit, oder? Das wäre sonst ja ganz schön traurig.
Für mich ist die größte Herausforderung, die Motivation nicht zu verlieren. Noch befinde ich mich glücklicherweise nicht in der Situation, dass ich mir Sorgen um meine Existenz machen muss. Jedoch beschäftigt mich der Gedanke daran immer häufiger. Ich denke über Soforthilfen nach, lasse mich beraten und plane vorausschauend, sodass ich hoffentlich kein "blaues Wunder" erlebe. #motiviation Was motiviert dich?
Mich motivieren meine vielen Projekte. Und mich motivieren meine Schüler - es ist eine win-win-situation. Ich versuche hierfür viel Energie aufzubringen, um Tolles auf die Beine zu stellen und somit auch in die Zukunft zu blicken. Denn ich bin davon überzeugt, dass der Aufwand und die Zeit, die ich jetzt investiere, sich später mal auszahlen wird. Was mich übrigens wirklich sehr motiviert: dass seid IHR! Alle die, die meinen Blog lesen und durch likes, Kommentare und Nachrichten darauf reagieren.
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